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Artikel
8. Dez. 2022

Hybrid Work – Jetzt die Arbeitswelt von morgen gestalten!

von Claudia Lang
Eine Frau arbeitet Hybrid mit ihrem Laptop an einem Tisch in schwarz-weiß

Wir bei diffferent glauben daran, dass Menschen die intrinsische Motivation besitzen, ihren Job gut zu machen.

Genau diese Annahme bestätigt sich für uns zurzeit ein weiteres Mal. Wir haben eine Workshopreihe zum Thema Führung und hybride Arbeit konzipiert und sie mit 450 Führungskräften eines großen deutschen Autobauers durchgeführt. Neben dem positiven Feedback begeistert mich vor allem die Motivation und das Engagement in Bezug auf das Thema, das alle Teilnehmer:innen dabei an den Tag legen. Für uns alle waren die letzten Jahre durch die Corona-Pandemie und diverse andere Krisen mehr als anstrengend und alle Mitarbeitenden und auch Führungsverantwortliche sind mit vielen neuen Herausforderungen konfrontiert. Dennoch sind alle motiviert, das Beste für sich und ihre Teams aus der schönen, neuen, hybriden Welt zu machen – nur wie?

Gekommen, um zu bleiben

“Wie würdest du in Zukunft am liebsten arbeiten?” Dazu hat eine Statista Umfrage ergeben, dass zwei Drittel der Befragten weiterhin eine hybride Aufteilung ihrer Tätigkeit wünschen: Zwei bis drei Tage in Präsenz und den Rest im Homeoffice, empfinden sie als ideal. Die Motivation, das Beste aus der Situation zu machen, ist demnach hoch. Hybrid ist also kein kurzfristiger Trend, sondern gekommen, um zu bleiben.

Auch wenn nicht alle dieser Meinung sind: Erst kürzlich forderte beispielsweise Elon Musk seine Mitarbeiter:innen dazu auf, zurück ins Büro zu kommen und drohte sogar jenen mit Kündigung, die sich widersetzen. Der Wunsch alle Mitarbeiter:innen wieder ins Büro zu beordern, ist insofern nachvollziehbar, als dass remote und hybrides Arbeiten einige Herausforderungen mit sich bringen: Mangelnder Kontakt zu und Austausch mit Kolleg:innen, schwerere Trennbarkeit von Beruf- und Privatleben, frustrierende, weil ineffiziente und ineffektive hybride Meetings und möglicherweise eine geringere Effektivität bei manchen Aufgaben. Doch weil die Chancen dieser neuen Welt, wie mehr Flexibilität, und dadurch mehr Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, weniger Pendelzeit und eine höhere Produktivität, nicht von der Hand zu weisen sind, lohnt es sich letztere auszuschöpfen und die Herausforderungen gemeinsam zu meistern.

Doch wo anfangen? Das Erleben, die Bedürfnisse und Herausforderungen im Kontext des hybriden Arbeitens und Führens sind hochindividuell – darum ist es ein wichtiger Schritt für Führungskräfte, einen Rahmen zu schaffen, in dem Mitarbeitende sich öffnen und über alles, soweit sie das möchten, sprechen können. Darum sind Themen wie „transparente und offenen Kommunikation“, „Empathie und Authentizität“ sowie „Fairness und Inklusion“ wichtige Felder für gute hybride Führung. Durch den reduzierten persönlichen Kontakt ist es Aufgabe der Führungskräfte, eine Atmosphäre von Vertrauen zu schaffen, die dann wiederum von den Teammitgliedern genutzt wird. Beide Seiten tragen so die Verantwortung dafür, dass unterschiedliche Bedürfnisse geteilt und Lösungen verhandelt werden. Denn erfolgreiches hybrides Arbeiten setzt vor allem gute Kommunikation voraus. Einiges davon mag nichts Neues für Führungskräfte sein, aber die neue Arbeitswelt fungiert an vielen Stellen als Brennglas für Reibungen und verlangt nach Aufmerksamkeit und aktivem Einsatz an Stellen, wo zuvor alles einwandfrei lief – Stichwort Austausch an der Kaffeemaschine.

Irgendwie, Irgendwo, Irgendwann

Doch neben der räumlichen bringt hybrides Arbeiten eine weitere Dimension ins Spiel: die Zeit. Vielleicht noch nicht heute, aber möglicherweise in Zukunft bedeutet hybrides Arbeiten auch zunehmend asynchrones Arbeiten. In kleinen Dosen haben wir alle das schon immer getan, z.B. beim Schreiben und Beantworten von Mails außerhalb der Kernarbeitszeit. Explodierende Terminkalender mit nahtlosen Meetings, die uns 9 to 5 beanspruchen, sind jedoch das genaue Gegenteil von asynchroner Kommunikation oder Kollaboration. Ebendiese wird aber der Weg sein, uns wieder Freiräume für Fokus- und Ruhezeiten zu verschaffen: Zeit für konzentrierte, fokussierte Zusammenarbeit, ohne nebenher Mails zu beantworten. Dazu müssen wir lernen, disziplinierter Termine einzustellen, zu gestalten und auch anzunehmen oder abzulehnen, Themen zu identifizieren, die kein sofortiges Feedback brauchen, Erreichbarkeiten zu verhandeln und Erwartungen an die Verwendung von Kommunikationsmitteln explizit zu machen. Eine Möglichkeit, um diese Themen im Team zu bearbeiten, ist eine gemeinsame Vereinbarung zu treffen, die die Bedürfnisse des Teams, zusammen mit den jeweiligen Maßnahmen dokumentiert. Sie schafft Klarheit und Verbindlichkeit darüber, was allen Teammitgliedern wichtig ist, wie miteinander umgegangen wird, wann und wozu man sich in welchem Format trifft und was man gerne ausprobieren möchte.

Wann sind wir endlich da?

Neben all den oben genannten Themen dürfen wir nicht vergessen, dass wir alle nur Menschen sind, dass das hier ein Dauerlauf und kein Sprint ist und dass uns die letzten Jahre viel abverlangt haben. Darum ist auch das Thema mentale Gesundheit und Stress wichtig: Wie kann beim hybriden Arbeitssetting Überlastung vermieden, digitaler Overload reduziert und mentales Wohlbefinden zum Thema im Team gemacht werden? Dabei können z.B. Wellbeing Check-Ins innerhalb von Teams helfen.

Erfolgreiches hybrides Arbeiten ist für manche vielleicht eine Frage der technischen Möglichkeiten und Tools, für uns aber vor allem eine Frage der sogenannten Softskills: wertschätzende Kommunikation, die Fähigkeit eigene Bedürfnisse zu kennen und zu kommunizieren, die anderer auszuhalten, sich abzugrenzen und auf sich und andere zu achten.

Hybride Arbeit bietet für unsere Gesellschaft als Kollektiv die Chance zu einer Veränderung: Wir haben jetzt die Möglichkeit zu hinterfragen, wie vereinbar und gleichzeitig trennbar Arbeit und Beruf eigentlich sein sollen, welche Arbeitszeitmodelle zeitgemäß sind und welche Glaubenssätze unsere Wirtschaft über Konzepte, wie beispielsweise Leistung, Stress und den Wert von Arbeit, gelten. Jetzt ist der Moment gekommen, die Zukunft der Arbeit aktiv mitzugestalten.

Wir freuen uns über Projektanfragen

Christian Seeringer,

Business Partner Brand & Transformation Strategy

Porträtfoto von Christian Seeringer